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Beitrag vom 24.04.2008
Beady Belle - Belvedere
Silvy Pommerenke
Die norwegische Band um Sängerin Beate Lech geht neue Wege: Was als Elektro-Ambient begann, führte über Nu-Jazz weiter und strandet nun im Soul- und Bluesbereich, mit deutlichen Bezügen zu Nashville
Beate S. Lech sang schon in einigen Bands als Leadsängerin, bevor sie 1999 zusammen mit Marius Reksjø das Duo Beady Belle gründete. Kennen gelernt hatten sich die beiden MusikerInnen bei ihrem Musikstudium in Oslo und an dem Debutalbum "Home" feilten sie fast zwei Jahre, bevor es unter Mitwirkung des norwegischen Jazzpianisten Bugge Wesseltoft auf seinem Label Jazzland Recordings in die Plattenläden kam. Der große Erfolg in der Club- und Jazzszene wurde mit Sicherheit – neben der grandiosen Musik - dadurch erreicht, dass das Album nicht nur europaweit vertrieben wurde, sondern auch in Asien, Kanada und Australien. Inhaltlich überzeugte es von latenten TripHop-Einlagen, Mid-Tempo Nummern, die durchaus tanzbar waren und vielen Loops und Samples, die die Elektro-Ambient Richtung unterstrichen.
Ein Jahr nach dem erfolgreichen Debut fingen Beady Belle mit der Arbeit zu ihrem zweiten Album "CEWBEAGAPPIC" an, was als Akronym für die Gegensatzpaare Complex and Easy, White and Black, Electronic and Acoustic, Groovy and Ambient, Played and Programmed, Improvised and Composed zu lesen war. Der Zungenbrechertitel spiegelte sich aber mitnichten in den Kompositionen wieder, sondern die überzeugten mit einem deutlich zurückhaltenderem Tempo als auf dem Vorgänger, und das Duo entfernte sich etwas von der Elektro und Drum`n`Bass Schiene. Selbstverständlich erhielt auch dieses Album höchstes Lob von Fans und KritikerInnen, ebenso wie ihre dritte CD "Closer", die eine satte Mischung von Balladen und tanzbaren Nummern beinhaltete.
Mittlerweile klingen die Songs von Beady Belle ein wenig nach k.d. lang ("Apron Strings") oder stellenweise sogar nach dem legendären Album "Conscience" von Womack and Womack ("Tower Of Lament"). Die Geburt ihres Kindes scheint Beate S. Lech in ruhigere Gefilde geführt zu haben. "Belvedere" ist ein modernes und traditionelles Album zugleich. Die Rückbezüge zu den achtziger Jahren sind unschwer herauszuhören und viel Soul mischt sich in die Downtempo-Stücke, die vielfach mit Blueseinlagen versehen sind, bedingt durch die beiden neu hinzu gekommenen Musiker Anders Engen an der Dobro- und Akustikgitarre und Gei Sundstø an der Lap-Steel-Gitarre oder am Banjo, die den nötigen Sound dazu beitragen.
Anspieltipps: "Intermission Music" ist ein wunderbares Duett mit Jamie Cullum und beim Song "Self-Fulfilling" gibt sich India.Arie die Ehre. Auf "Tranquil Flight" kommen die alten Qualitäten von Beady Belle hervor, während "Viscous Ocean" und "Boiling Milk" die für dieses Album typischen Nashville-Anleihen in sich tragen.
Konzerthinweis: 13. Mai 2008, Berlin - Quasimodo
Beady Belle im Netz: www.beadybelle.com und auf MySpace
Weiterhören: Marlango und Jessica Gall
AVIVA-Tipp: Wenn man sich erst einmal auf den neuen Stil von Beady Belle eingelassen hat, dann überzeugt "Belvedere" erneut durch eine aufwändige Produktion, die geschmeidige Stimme Beate S. Lechs und brillante BegleitmusikerInnen. Jazz meets Soul meets Nashville.
Beady Belle
Belvedere
Label: Jazzland Recordings / Universal, April 2008